Daniel Schreiber & Ulrich Koch„ALLEINSEIN“
Moderation: Martina Sulner
Alleine sein! Für manche Sehnsuchtsgedanke, für andere der blanke Horror. Fest steht: Zu keiner Zeit haben so viele Menschen hierzulande allein gelebt wie jetzt – und in den letzten zwei Jahren erfahren kön- nen, dass ein selbstbestimmtes Leben brutal in Einsamkeit umschlagen kann.
Im Rückgriff auf eigene Erfahrungen, philosophische und soziologische Ideen ergründet Daniel Schreiber in seinem erhellenden Essay Allein das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Rückzug und Freiheit und dem nach Nähe und Gemeinschaft. Er begegnet bei uns dem Lyriker Ulrich Koch, einem Meister der Einsamkeit – zumindest in seinen Gedichten: Dieses lyrische Ich beobachtet die Rückseite der Welt und gewinnt ihr Bilder und Verse von großer Leuchtkraft ab.
Begünstigt Alleinsein also schöpferische Produktivität? Kann man allein glücklich sein und ist die Einsamkeit des Menschen in der Welt überhaupt aufhebbar? Und warum wird in einer Gesellschaft von Indi- vidualisten das Alleinleben oft als schambehaftetes Scheitern wahrgenommen? Diesen und weiteren Fragen widmen sich die beiden Autoren gemeinsam mit der Journalistin Martina Sulner – zu dritt ist man weniger allein.
Daniel Schreiber, geboren 1977, ist als Kunstkritiker für verschiedene interna- tionale Zeitungen und Magazine tätig. Er ist Autor der Susan-Sontag-Biografie Geist und Glamour (2007) sowie der hochgelobten Essays Nüchtern (2014) und Zuhause (2017). Er lebt in Berlin.
Ulrich Koch, geboren 1966, ist freier Autor. Seine Gedichte erschienen in meh- reren Einzelbänden sowie in Anthologien, Literaturzeitschriften und Zeitungen (u. a. manuskripte, BELLA triste, Neue Zürcher Zeitung). Er arbeitet zudem als Geschäftsführer einer Hamburger Zeitarbeitsfirma.
Martina Sulner, geboren 1961, ist Literaturwissenschaftlerin, Herausgeberin und hat als Journalistin in Hamburg, Rostock, Schwerin und Hannover gearbei- tet. Sie schreibt unter anderem für das RND.